Meine Erinnerungen an Hans-Heinrich von Loeper

Heute, am Mittwoch, dem 23. Mai, wird auf dem Kölner Rennbahn Hans-Heinrich von Loeper gedacht. Diesem großen Funktionär des Deutschen Rennsports lagen die neuen Bundesländer und Hoppegarten immer am Herzen. Gerhard Schöningh erinnert sich.

Meine ersten Begegnungen mit Hans-Heinrich von Loeper als Generalsekretär des Direktoriums waren Mitte der 1980er Jahre im Rahmen der jährlichen Rennleitungsseminare in Köln. Ich weiß nicht, wie diese Treffen heute organisiert sind – damals gab es einen langen Katalog von Fragen und Fallbeispielen, die man zunächst zu Hause zu bearbeiten und dann einzusenden hatte. Der Generalsekretär ließ es sich nicht nehmen, die Lösungen mit den Teilnehmern durchzugehen. Wenn man gefragt wurde, musste man seinen Gedankengang vor versammelter Runde darlegen, in dem festen Wissen, dass dieser fehlerhaft war und man dann korrigiert wurde. Das Ganze war straff und streng organisiert, kostete viel Zeit in der Vorbereitung und war im Ergebnis sehr lehrreich und produktiv. Für mich als damals 25-jähriger, relativer Rennsportneuling, war der 58-jährige Generalsekretär eine Respektperson, dessen preußische Strenge und Konsequenz in merklichem Kontrast zu der seinen Dienstort Köln prägenden, rheinischen Lockerheit standen. Die gelegentliche Schärfe wurde durch seinen ausgeprägten Sinn für Humor und Ironie gemildert.

Ende der 90er Jahre bis 2008 hatte ich von London aus nur gelegentlich Kontakt zum deutschen Rennsport. Aus der rückwärtigen Betrachtung ist klar, dass Hans-Heinrich von Loeper den Rennsport auf vielen wesentlichen Ebenen außergewöhnlich erfolgreich prägte. Die internationale Öffnung der Grupperennen, die Reform der Verbandsgerichtsbarkeit, eine fortschrittliche PR- und Medienarbeit, die rennsportliche Einigung mit dem „Deutsch-Deutschen Renntag“ in Hoppegarten und der Sicherung der Rennbahnliegenschaften im Osten sind eine nicht vollständige Liste seiner großen Leistungen. Wesentliche Erfolgsfaktoren waren dabei sein hoher Gestaltungswille, unterlegt mit Durchsetzungsvermögen, Charme und einem weltläufigen Auftreten. Die Kontakte zu wesentlichen Entscheidern in Medien und Politik pflegte er aufwendig, die Zusammenstellung eines starken Teams „seiner Leute“ im Direktorium und in der Verbandsgerichtsbarkeit sorgte für Effektivität in den Ressorts.

Als ich 2008 Eigentümer der Rennbahn Hoppegarten wurde, spürte ich sein unverändert großes Interesse und seine Liebe zum Rennsport in den neuen Bundesländern, besonders auch zu Hoppegarten. Wir trafen uns in der Regel einmal jährlich zum Großen Preis von Berlin, auch außerhalb des Renntags. Bei der BGG war Hans-Heinrich von Loeper Vertreter von Doberan, seine konstruktiv-kritischen Beiträge konzentrierten sich abseits der Rennverein-Klein-Kleins auf strategische Themen. Es freute mich sehr, als er mir vor einigen Jahren das „Du“ anbot. Ich erfuhr viel über seine Jugend und seine Zeit in den letzten Kriegsjahren in Berlin, u.a. als Arbeitsreiter in Karlshorst. Mit seinem faszinierenden Leben in Ostpreußen, Berlin und dem Rheinland verkörpert Hans-Heinrich für mich Deutsche Geschichte.

Wenige Tage nach seinem 96. Geburtstag schrieb er mir: „Die Menschen, der Rennsport, die Politik – es sieht leider überall sehr mies aus. Wir haben jetzt alle viel Glück nötig.“ Und wir werden uns alle nach unseren Kräften und in seinem Sinne für eine bestmögliche Zukunft unseres Sports einsetzen. Ruhe in Frieden, Hans-Heinrich.

Foto: galoppfoto.de

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